Gustave Courbet
'Das stürmische Meer' oder 'Die Woge'
1869
Öl auf Leinwand
117 x 160,5 cm
Musée d'Orsay, Paris

"In der ganzen westlichen Welt ist Courbet vielleicht der einzige wahrhaft bäuerliche Maler... Courbets Malerei ist naturverbunden, gewachsen aus dem Boden der Franch-Comté, dieser bergigen Provinz mit ihrer kargen Erde... Unter den französischen Malern hat er allein die Großartigkeit der jungfräulichen Natur, ihre ursprüngliche Kraft erfühlt."
(Germaine Bazin, Kunsthistoriker, 1982)
Aufruhr der Natur - In diesem Gemälde stehen Himmel und Meer einander in nichts nach, diesen Aufruhr zu verkörpern. In gewaltigen, bewegten, Furcht einflößenden Formationen türmen sich die Wolken am Himmel; das Meer wirft mächtige Wogen, deren Formen denen der Wolken ähneln, an Land.
„Das Wasser wird zur Welle. Die Welle ist seine Freiheit."
(Victor Hugo)
Der französische Maler Gustave Courbet (10.6.1819 - 31.12.1877) hatte einen Sinn für die Natur und stand ihr nahe, wie kaum ein anderer Maler seiner Zeit. Er stammte aus einer Bauernfamilie in Ornans in der Franch-Comté. Zwar hatte er Unterricht in einer Zeichenschule in Besancon, genoß weiter aber keine künstlerische Ausbildung. Seine Technik als Maler erarbeitete er sich selbst, als Autodidakt.
Er trug die Farben dick mit dem Spachtel auf , so, wie es der Natur, die er malen wollte, so weit wie möglich zu entsprechen schien. Hiermit erreichte er teilweise Effekte von großer Dichte.
Courbet liebte das Meer. Von 1865 an wurde die Küste der Normandie zu einem seiner Lieblingsziele, er fuhr nach Trouville und Deauville und begann mit der Arbeit an Seestücken.
Während dieser Sommeraufenthalte an der Kanalküste entstanden eine ganze Reihe von Wogenbildern, sie stießen auf eine große Nachfrage und erzielten hohe Preise.
Courbet konfrontiert in diesen Werken den Betrachter - in bewusstem Gegensatz zu den beschönigenden touristischen Strandbildern - mit der ganzen Wildheit des Meers. Er forderte sein bürgerliches Publikum heraus. Es soll einen archaischen Naturvorgang nacherleben, eine entfesselte, rohe Naturgewalt, die sich jeder zivilisatorischen Erschließung und Inbesitznahme entzieht.
Auch hier: Courbet arbeitete mit dem Spachtel. Der Künstler setzte seine Farben pastos unvermischt nebeneinander, wodurch die Wogen einen fast statischen Charakter erhalten, fast wie eine undurchdringliche Mauer wirken. So erzeugt er eine Spannung zwischen Dauer und Augenblick.